Die etwas andere Methode

Freitag, 01.08.2014

Nun bin ich schon über zwei Wochen in Finnland und merke wirklich, wie ich mich an all das gewöhne. Natürlich, es gibt immer noch diese gewissen Dinge, die ich an Deutschland vermisse bzw. an Finnland nicht vermissen werde (wie z.B. die Tatsache, dass hier Unmengen an Lebensmitteln einfach weggeworfen werden, obwohl sie noch gut sind). Aber trotz allem wird es jeden Tag besser, auch mit der Kommunikation.

Mit Aino habe ich inzwischen ein witziges Ritual entwickelt: Wenn sie etwas möchte und ich es nicht gleich verstehe, wiederholt sie es Silbe für Silbe so lange, bis ich mich bequeme und ein Wörterbuch hole. Dann schlagen wir es zusammen nach und ich kann darauf reagieren. Es dauert zwar eine Weile, aber immerhin verstehen wir uns dadurch etwas besser. Im Grunde weiß ich aber meist, was sie meint. Ganze Sätze kann ich somit natürlich nicht übersetzen, aber wenn sie mir einen Wortfetzen hinwirft, ist es schon möglich, dass ich damit etwas anfangen kann, nach 2 Minuten.

Dieses Mädchen ist im Übrigen erstaunlich clever! Petra hat mir erzählt, was sie für eine rege Fantasie hat, dass sie teilweise Wörter benutzt, die schon total veraltet sind und redet wie eine 10-Jährige. Ich kann das leider nicht einschätzen, aber schon allein, wie sie sich artikuliert ist unglaublich! Sie hatte mal eine Zeit, in der sie sich für das Schriftbild interessiert hat. Unter jedes Bild schreibt sie ihren Namen, manchmal auch "äiti" (Mama) oder "iskä" (Papa). Dass sie noch nicht lesen kannt, wundert mich wirklich!

Gestern habe ich ein neues Konzept entwickelt, sie zu erziehen. Ich hatte die beiden Kids seit dem Nachmittag, und Aino lebte ihr Hobby aus: die Bude zusammenschreien. Mir kam ein genialer Gedanke, an der Ausführung haperte es dann allerdings. Ich wollte mich neben sie stellen und genauso wie sie losröhren. Auf der Fahrt nach Helsinki im Auto am Vormittag hatte sie nämlich kundgetan, dass sie es nicht tolerieren könne, wenn Väinö schreit. Leider hatte ich den nicht die Courage, das durchzuziehen. Am Ende verpetzt sie mich noch. Die Lösung des Problems war letztendlich Lillyfee.

Heute hatte ich frei und beschloss deswegen, die Gegend etwas zu erkunden. Hier gibt es alle 100 Meter mal ein Haus, dann Straße, Feld und Wald. Wenn man der Straße etwas folgt, landet man irgendwann in Järvenpää. So erging es mir auch.

Das praktische an Järvenpää ist, dass es dort etwas gibt. Nicht nur ein paar Supermärkte oder Bänke, sondern auch einen See. Das habe ich gleich ausgenutzt und mich zum Texteschreiben dahin gesetzt. Gerade als ich darüber berichtete, dass die Finnen ein extrem scheues Völkchen seien, kam ein Mann auf mich zu und sagte irgendetwas. Natürlich verstand ich kein Wort und auf mein "Excuse me?" reagierte er nicht. Er entschuldigte sich, verschwand... und kam wieder. Irgendetwas von Buch schnappte ich auf, das war es dann. Ich beschloss, nie wieder über die Schüchternheit von Stammkunden bei Alko zu schreiben!