Berichte von 11/2014

Tallinn, ma armastan sind!

Dienstag, 25.11.2014

Nachdem letzte Woche mich physisch und psychisch sehr beschäftigt hat, war es Zeit für eine Auszeit. Also habe ich mein Geburtstagsgeschenk meiner Gastfamilie, ein Trip nach Tallinn, genutzt und bin mit der Fähre losgetourt.

Blick von der Fähre über den Westhafen in Helsinki

 Sonnenuntergang über der Ostsee

Bevor ich in der Hauptstadt Estlands war, hatte ich keine Ahnung, was mich erwarten wird. Ich habe mit vielen Langfingern und Bettlern und einer hässlichen, alten Stadt gerechnet. Umso überraschter war ich, als Paya (das frühere Au-Pair meiner Familie) und ihre Freundin kamen und mich durch kleine, schnucklige, mit Lichterketten beleuchtete Straßen geführt haben. Da kam gleich dieses Weihnachtsfeeling auf, was mir in Finnland noch fremd ist.

Die Tage in Tallinn habe ich im Hostel mit Paya verbracht, in dem es nur so von Studenten wimmelte. Kein Problem für mich, dann ist wenigstens was los. Nur nachts war es etwas anstrengend, da partout keine Ruhe einkehren wollte. Meine Zimmergenossinnen, drei Portugiesen, waren leider nicht so geräuschempfindlich wie ich.

Tagsüber waren wir auf dem Weihnachtsmarkt, der inetwa so groß ist, wie der in Stendal (50.000 Einwohner). Richtig süß! Abends gab es dann Jam-Sessions, gemeinsames Kochen, Filmegucken usw. Da könnte ich mich auch dran gewöhnen!

Rathaus und Weihnachtsmarkt

Falls jemand überlegt, mal dorthin zu fahren: Fragt mich, ich komme mit und kann euch die Stadt zeigen! :) Es ist jedenfalls sehr zu empfehlen, eine Tour durch die Altstadt zu machen. Nur dann vielleicht nicht bei Minusgraden und Wind!

Kiek in de Kök (Jetzt dürft ihr raten, wer zu dieser Zeit, als der Kanonenturm gebaut wurde, gerade Estland in seiner Gewalt hatte!)

Alexander-Newski-Kathedrale, diesmal waren die Russen am Werk

Panorama von Tallinns Altstadt

Ein Teil der alten Stadtmauer und das höchste Gebäude im 17. Jhd.

 

 

Novemberdepression - von wegen!

Sonntag, 16.11.2014

Der November ist nun schon halb vorbei, der Herbst so gut wie geschafft, aber die Kälte und der Schnee lassen noch auf sich warten. Trotzdem möchte ich den aktuellen Wettertrend noch nicht tauschen:

Letzte Woche erklärte mir Petra auf Nachfrage, wie man die Öfen mit Feuerholz heizt. Die Theorie klang ganz einfach, mehr aber auch nicht. Plötzlich meinte sie zu mir: "Wenn Väinö aufwacht, heizt du mal bitte den Ofen in seinem Zimmer, ja?" Ach, überhaupt kein Problem für mich (denkste)! Und wider Erwarten brannte das Holz nach dem 2. Versuch! Ich war so stolz darauf, dass ich das jedem an dem Tag erzählt habe... Euch nun also auch!

Heute war ich bei Wicki und wir haben mal von unserem anstrengenden Au-Pair-Leben eine Pause bekommen. Zu allem Unmut wurde es 15:45 dunkel, sodass uns nichts Besseres einfiel, als Orchester und Dirigent zu spielen. Sehr zu empfehlen! :)

 

Der Besucher

Dienstag, 11.11.2014

Die letzten Tage waren gut ausgeplant, da ich Besuch hatte. Zwar durfte ich mich am Wochenende trotzdem um die beiden Kids kümmern, aber zu zweit war das wesentlich entspannter. Und ich habe jetzt den eindeutigen Beweis bekommen, dass Aino höchstpersönlich mich mag! Das war ein Stück Arbeit, dass sie das äußert, aber sie hat es getan und vorher natürlich auch schon indirekt ausgedrückt. :) 

Statt langem Gerede hier ein paar Impressionen von den langen Spaziergängen mit meinem Lieblingsgast:

 

Aino und ich üben Grimassen zu schneiden.

Lost In Translation

Donnerstag, 06.11.2014

Ein Auslandsjahr ist eine besondere Erfahrung. Nicht nur, weil man keinen einzigen Menschen kennt oder die Sprache nicht beherrscht, sondern auch, weil man sich oft großen Herausforderungen gegenüber sieht. Solch eine hatte ich gestern:

Der Plan war, dass ich beide Kids nach Vantaa fahre und dort mit ihnen ein paar Stunden auf dem Dumbospielplatz verbringe. Da wir kein Navi haben, erklärte mir Petra den Weg. Ich war schon ein paar Mal da gewesen, weswegen ich mir keine Gedanken darum machte, es nicht zu finden.

Aino war begeistert von dem Plan und ich versprach ihr, dass wir ihr einen Luftballon besorgen, die es da umsonst gibt. Auf der Autofahrt redete sie von nichts anderem mehr. Ich war bereits auf der richtigen Ausfahrt zum richtigen Ziel, als sich die Straße in drei teilte und ich meine 33-prozentige Chance nicht erkannte - und die falsche nahm. Wir befanden uns also auf direktem Weg nach Helsinki. Ich war so verwirrt, dass ich in die Innenstadt fuhr und schließlich bei einer Tankstelle landete. Die Frau dort erklärte mir, wie ich wieder zurückkomme. Ich verfuhr mich, fand dann aber irgendwann die richtige Autobahn. Überraschung: Rush hour und demzufolge stockender Verkehr! Ich, irgendwo in Helsinki, mit zwei Kindern, wovon eins wieder nach Hause wollte und das andere mich mit gruseligem Schweigen bestrafte.

Schließlich fand ich das Dumbo, nahm sogar die richtige Ausfahrt und fuhr wieder dran vorbei, weil ich an der Stelle nicht von der Autobahn fahren konnte! Ich war nahe dran, einfach zu wenden und Geisterfahrer zu spielen. Das hatte ich schon immer mal vorgehabt! Ich fuhr also unruhig weiter, bis ich in Espoo landete. Nächste Großstadt, in der ich mich absolut 0 auskenne. Irgendwie kam ich wieder auf die Autobahn zurück und beschloss einfach, das Dumbo zu ignorieren und nach Hause zu fahren. Da weiß ich wenigstens, wodran ich bin.

Nun hatte ich Aino aber versprochen, dass wir was bei Hesburger essen gehen werden. Sie war wieder seelig und redete von irgendeinem Restaurant. Väinö stellte seinen Störsender an, weil er die Nase von meinen Fahrkünsten vollhatte. Nach zwei Stunden rumgeeiere kamen wir bei unserem Lidl an und verspeisten zu dritt eine Tüte Marshmallows. Ich glaube, die Kids haben mich noch nie so geliebt, auch wenn ich ihnen so viel versprochen habe, was ich alles nicht eingehalten haben. Am Abend erzählte mir Petra, dass Aino dieser Ausflug total gefallen habe und sie sehr glücklich war! Da hab ich ja doch alles richtig gemacht! :)

So, nach meiner langen Story ohne Bilder sollt ihr auch mal sehen, wie es hier gerade aussieht.