Berichte von 07/2014

Es wird...

Sonntag, 27.07.2014

Mein letzter Eintrag war nur so von neuen Eindrücken gespickt. Die letzten zwei Tage habe ich deswegen etwas ruhiger verbracht (ich hatte das Wochenende sowieso frei), um mich etwas zu sortieren.

Gestern habe ich zum ersten Mal einen Schritt in die richtige Richtung gemacht und mich spontan mit einem Mädchen aus der Umgebung getroffen. Über Facebook kann man so etwas recht gut planen, und es war ein voller Erfolg! Anfangs hatte ich etwas Angst, dass wir uns nicht verstehen würden, weil ja auch noch die Sprachbarriere besteht (sie ist US-Amerikanerin), aber es war ein sehr schönes Beisammensein. Sie hatte ihre beiden Kiddies dabei und wir waren zusammen im Outdoor-Schwimmbecken. Natürlich hat man als Au-Pair eine Menge zu bereden, und ich habe mal eine andere Meinung zu dem Unterfangen gehört, eine sehr interessante, wie ich finde! Jedenfalls nehme ich an, dass es nicht nur bei diesem Treffen bleiben wird, da sie sowieso ziemlich in der Nähe wohnt (und das, obwohl ich "in the middle of nowhere" lebe)!

Abends hatte ich dann meine zweite Finnischlektion. Petra hat es wirklich drauf, neue Sprachen zu vermitteln. Und auch wenn es alles sehr schnell geht, macht mir das Pauken der schweren finnischen Grammatik unendlich viel Spaß! Jeden Tag kommen neue Vokabeln dazu, ich verstehe inzwischen einiges, was Aino sagt. Es sind zwar nur einzelne Worte, aber meist sind diese dann ausschlaggebend. Und an Kirstin, dem Au-Pair, was ich gestern getroffen habe, konnte ich sehen, was alles möglich ist, wenn man nur will und sich hineinkniet. Sie redet mit den Kindern so viel Finnisch, obwohl sie erst seit März hier ist.

Es ist doch tausendmal schöner, wenn man beginnt, die Sprache etwas zu verstehen. Aus einzelnen Silben werden Worte (und die Silbe am Ende des Wortes kann im Finnischen unendlich viel ausmachen!), dann Sätze. Heute konnte ich schon das Tischgebet mitsprechen, ohne Fehler! Und nun geht mir ein Lied durch den Kopf, was Aino ständig zum Lachen bringt. Der Text ist allerdings einfach nur sinnfrei, deswegen verkneife ich mir an dieser Stelle weitere Anmerkungen dazu. :)

The real Finland

Freitag, 25.07.2014

Nach einer Woche im Süden Finnlands bot sich mir die einmalige Gelegenheit, den Osten des Landes kennenzulernen, da dort Petras Eltern wohnen. Da diese gerade an einem Ferienhaus bauen, konnten sie jede Unterstützung gebrauchen.

Am Dienstagmorgen brachen Petra und ich mit den Kids auf. Schon allein die Fahrt war aufregend genug, da ständig eines der Kinder irgendetwas brauchte. Außerdem darf man in Finnland auf den Autobahnen höchstens 120 km/h fahren, allerhöchstens. So brauchte es auch gute 5 Stunden, bis wir Varkaus, die nächstgrößere Stadt, erreicht hatten. Während der Fahrt lenkten wir Aino ab, indem wir uns gegenseitig Rätsel stellten oder "Minä näen" (Ich sehe...) spielten. Den Sinn des Spiels habe ich nicht verstanden, wahrscheinlich gibt es keinen.

Als wir ankamen erwartete uns schon ungeduldig ein Schäferhund. Vielleicht war es dieser hier:

Die Chance, dass er es war, beträgt aber nur 1/10. :)

Nach der Ankunft und dem Kennenlernen mit Pinja, Petras Schwester, die ein Jahr jünger ist als ich (Wer fängt jetzt an zu überlegen, wie alt Petra wohl sein mag?), fuhren wir zu dem Haus, an dem gerade gebaut wird und halfen dort mit. Wir maßen die Länge für die Platten aus, die den Fußboden bilden sollen, sägten sie zurecht und legten sie an die dafür vorgesehene Stelle.

Nach der Aktion hatte ich erst einmal Rückenschmerzen, dafür war ich gut erledigt. Was hilft da nicht besser als eine Sauna? Es war mein erstes Mal in der Sauna, und ich behaupte, ich habe mich ganz gut gemacht. Immer nach ein paar Minuten in der fast 80°C heißen Kabine sprang ich in den See, der gleich nebenan lag. Äußerst praktisch, zumal er sehr erfrischend wirkte. Kein Wunder, er ist an den tiefsten Stellen über 40 Meter tief! Danach konnte ich auch dementsprechend gut schlafen, wie ihr euch sicherlich denken könnt!

 

Am Mittwoch hatte ich die Kids am Tag zu beaufsichtigen, da alle anderen zur "construction work" aufgebrochen waren. Gegen Nachmittag kam die Oma zurück und erbarmte sich meiner, sodass ich frei hatte und die Gegend etwas erkundete. Das wurde aber schnell langweilig, also beschloss ich, Pinja und Vilja (der Freundin von Pinja) beim Feuerholzstapeln zu helfen. Das war ziemlich abenteuerlich, da das Holz in der Scheune hochgestapelt werden musste, da es sonst nicht alles hineingepasst hätte. Wir bewegten uns also auf Scheiten und brachten diese ungefähr bis zu einer Höhe knapp unter dem Dach.

Was mir aber besonders Spaß machte, war die Diskussion über unsere Heimatländer bzw. Länder, die wir kennengelernt hatten. Die beiden fragten mich natürlich aus über Deutschland, erzählten mir von Finnland usw. Auffallend waren unsere verschiedenen Akzente: Pinja, Finnin, hatte ein Jahr in den Staaten verbracht und redete ziemlich verwaschen. Vilja, schwedischsprachige Finnin, war für ein paar Monate in ihrer Kindheit in England gewesen und hatte diesen wunderschönen, wohlklingenden britischen Klang. Und ich, Deutsche, war irgendwo einzuordnen.

Nach erledigter Arbeit sprangen wir in den kühlen See und erlebten dann noch live, wie Pinjas Vater Fische fing. Im Grunde hatten wir nur das Gefühl, dass er sie mit Würmern füttert, aber irgendwann waren sie nicht mehr vorsichtig genug und landeten an der Angel und im Eimer.

 

Auch am Donnerstag war jede Menge zu tun. Erst hatte ich die Kids, was nervraubend war. Aino hat gerade ziemlich viel Schiss (mindestens sieben Mal), dementsprechend habe ich darunter gelitten, da ich mich dann um die Schweinerei kümmern durfte. Nach der Arbeit aber immerhin ein Lichtblick: Ich durfte wieder Holzstapeln! Und das meine ich ernst. Ich war glücklich darüber, körperlich etwas zu tun zu haben und nicht ständig zwei Kindern hinterherlaufen zu müssen, die sich sonstwas tun könnten, wenn sie nicht aufpassen. :)

 

Heute, kaum zu Hause angekommen, traf die erste, heißersehnte Post an mich ein! Darauf habe ich lange gewartet. Ein Hoch auf das Briefeschreiben!

Wer fängt uns diesen Moment ein? Natürlich, meine Kamera!

Einmal Järvenpää und zurück, bitte!

Sonntag, 20.07.2014

Nun sind wieder zwei Tage vergangen und ich durfte eine Menge neue Erfahrungen machen. So tourte ich gestern z.B. allein nach Järvenpää mit dem Ford (ich habe inzwischen beschlossen, das Gefährt zu hassen). Järvenpää (wortwörtlich: Ende des Sees) ist eine Stadt, die in der Einwohnerzahl ungefähr mit Stendal mithalten kann. Allerdings verteilt sich die Bevölkerung, ähnlich wie bei uns, über tausende von Metern. Kommt man in die Stadt rein, sieht man alle 50-100 Meter mal ein Haus, ab und zu auch zwei, sodass ich mich wunderte, ob ich wirklich richtig bin. Ohne Navi oder irgendeine Beschreibung, die mich zu meinem Ziel hätte führen können, fand ich trotzdem das Prisma und sogar einen Parkplatz. Zur Erklärung: In Finnland gibt es zwei große Ketten von Supermärkten, die S-Kette und die K-Kette. Das Prisma gehört zur ersten Kette, und dort gibt es im Grunde alles, was man braucht (nur als wir vor ein paar Tagen in Helsinki nach Gummistiefeln suchten, hatten sie ausgerechnet diese nicht vorrätig). 

Nach ein paar Einkäufen, die bitter nötig waren, wollte ich mich noch etwas umschauen in dem Einkaufscenter, in dem neben dem Prisma noch diverse Klamotten- und Bücherläden waren, ebenso wie Hesburger (die finnische Version von McDonalds). Dabei stieß ich auf eine Buchhandlung, die ziemlich viel hatte, sogar Deutsch-Finnische-Wörterbücher. Davon habe ich allerdings schon zwei hier, also bestand dort kein Bedarf. Dafür entdeckte ich das und lachte mich halb kaputt.

Ich weiß zwar nicht, wie das Buch im Deutschen heißt, aber der Titel macht auf mich keinen sehr spannenden Eindruck (minä = ich). Unter anderem fand ich auch hier eine Menge One Direction Kram, der mir seltsamerweise immer wieder ins Auge sticht.

In Järvenpää gibt es nicht nur ein paar Läden und Cafès, sondern auch einen See. Den konnte ich sogar von meinem Parkplatz aus sehen, sodass ich ihm einen kurzen Besuch abstattete. Das Ding scheint eine Attraktion hier zu sein, da es im Süden eher wenige große Seen gibt (einmal rum mit dem Rad sind 25 Kilometer). Man hat sogar ein Buch erfunden, in das man sich einträgt, wenn man die Runde geschafft hat. Ich glaube, die Tour steht mir noch bevor. Unter keinen Umständen möchte ich es verpassen, mich in dieses wichtige Buch einzutragen. Wer weiß, vielleicht wird es irgendwann mal mit dem Guinness-Buch der Rekorde verwechselt!

 

 

Die Schwierigkeit in einem fremden Land ist die Sprache. Das durfte ich wieder einmal erfahren, als ich versuchte, aus Järvenpää rauszukommen. Nichts war leichter als das, aber ich fuhr südlich vom See entlang, anstatt nördlich. Ich bemerkte es erst, als ich schon auf halbem Weg nach Helsinki war, und da ich den riesigen Umweg nicht machen wollte, drehte ich um und fand irgendwie, wie auch immer, den Weg zurück.

Das Land der tausend Seen

Freitag, 18.07.2014

Gestern hatte ich die einmalige Gelegenheit, eine Begegnung mit nichtenglischsprachigen Menschen zu machen. Es war zudem meine erste Begegnung außerhalb meiner Familie, unzwar mit unseren Nachbarn.

Die Aufgabe bestand darin, Blaubeeren sammeln zu gehen. Also machte ich mich auf den Weg, fand sie aber nicht so recht. Ich stand auf dem Grundstück unserer Nachbarn und fragte schließlich eine ältere Frau mit Hund. Sie guckte mich nur an, antwortete nicht, sodass ich schließlich (logisch) schlussfolgerte, dass sie mich nicht versteht. Doch sie hatte die Lösung parat: Sie zückte ihr Handy, rief jemanden an und gab mir dann das Telefon. Es stellte sich heraus, dass unsere Nachbarin am Apparat war, ihre Großmutter mir gegenüber stand und dass sie mich nicht versteht. Glücklicherweise wusste sie, was sie zu tun hatte: Sie brachte mir die finnische Vokabel für "Blaubeeren" bei. Mit diesem Wort war mir und der Oma geholfen. Sie zeigte mir die Stelle mit den Blaubeeren und gab mir noch per Handzeichen zu verstehen, dass die Vögel am Waldrand die meisten gefressen hätten. Alles in allem doch ein guter Anfang in einem fremden Land mit einer fremden Sprache.

Was ich inzwischen auch festgestellt habe, ist, dass es hier keinen See in nächster Nähe (also 500 Meter) gibt. Aber dafür entdeckte ich das:

Das bestätigt mir, dass Finnland wirklich das "Land der tausend Seen" ist.

Heute war große Einkaufstour angesagt, da Rasmus, der Sohn unserer Nachbarn, morgen Geburtstag feiert. Wir waren in einem riesigen Spielzeugladen! Wo allerdings Unverständnis bei mir einkehrte, war die Art von Spielzeug, die angepriesen wurde. Es gab viel, das meiste allerdings war diverser Pofel mit One Direction drauf! Ich war so schockiert, dass ich ein Bild machen musste, wo zufällig auch das neuste Mitglied der Band zu sehen ist. Seht selbst!

Tervetuloa!

Mittwoch, 16.07.2014

Wir sind Weltmeister! Das weiß jeder seit spätestens Montagmorgen, und doch gab es gestern einen riesigen Auflauf, nur weil ein paar Fußballer in Berlin Tegel gelandet sind.

Für mich bedeutete dies aber lediglich eine Verspätung meines Fluges, was glücklicherweise nicht, wie neulich mit der Deutschen Bahn, 2 Stunden waren.

Meine Gastmutter Petra empfing mich gleich mit offenen Armen und erzählte mir, dass es Aino (Mädchen; 3,5 Jahre) nicht erwarten konnte, mich zu sehen. Die Kleine scheint sehr versessen darauf zu sein, ihr eigenes Au-Pair zu haben. Und tatsächlich: Auf meinem Bett saß zwar nicht Aino, dafür lag dort aber ein süßes Bild, was sie gemalt hatte. Es zeigt mich (bestimmt in der Mitte) mit ihr rechts und ihrem kleinen Bruder Väinö (10 Monate) links. Ihn erkennt man am besten, weil er so wenig Haare hat.

Heute Morgen wurde ich zwar nicht sanft, dafür aber trotzdem niedlich aus dem Schlaf gerissen. Aino klopfte an meine Tür, um mich zum ersten Mal zu begutachten. Was sie sich gedacht hat, während ich da so verpennt lag, will ich gar nicht wissen. Väinö jedenfalls, der auf den Armen seiner Mutter war, grinste mich an. Das ist sowieso ziemlich typisch für ihn, behaupte ich. Schreien habe ich ihn noch nicht gehört, auch nicht quengeln oder was auch immer.

Ich werde zwar keinen Kulturschock erleiden, allerdings gibt es einige Dinge, an die ich mich noch gewöhnen muss. Es geht los damit, dass man sich hier blindlings vertraut und nichts zuschließt. Das einzige, worauf man aufpassen muss, sind Fahrräder, und das auch nur in Järvenpää (nächstgrößere Stadt hier). Nicht einmal Autos schließt man ab. Jetzt fehlt nur noch, dass man den Autoschlüssel getrost darin liegen lässt. Übrigens hat das auch eine gute Seite, fällt mir auf: Man sucht keinen Schlüssel, weil man ihn ganz einfach nicht braucht, und außerdem muss man nicht ständig Schlösser aufwechseln lassen, wenn dann mal doch einer wegkommt.

Das zweite, was für mich schwierig werden könnte, ist der Ford. Vorhin kam ich gleich in den Genuss, ihn zu fahren und ich sehe es schon kommen, dass ich, wenn ich wieder nach Hause komme, nicht mehr unseren Citroen Berlingo fahren kann. Zur Erklärung: Der Ford macht gaaannnzz komische Geräusche, wenn man mit Gas in den Gang geht. Ich glaube, das sollte nicht so sein.

Ansonsten werde ich es hier definitiv aushalten können. Problematisch wird das Bett, aus dem ich bestimmt mal rausfalle, und den Kopf habe ich mir außerdem auch schon an der Schräge gestoßen, aber das ist wohl auch Gewöhnungssache.Allerdings haben sich dafür andere Dinge als nicht so schrecklich erwiesen. Tero, mein Gastvater, ist nicht, wie angenommen, Superintendent (also eine höhere Stufe als Pastor), sondern wohl so etwas wie ein Makler oder Verwalter. Aber woher soll man wissen, dass das etwas total anderes ist?!

 

Im Anhang seht ihr das Bild von Aino für mich. Wer sieht mich?